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Das 360° Journal der FAIRNET #Messen #Events #Kongresse

SICHER? ZIEMLICH SICHER!

Einlasskontrollen, Fluchtwege, Security, Brandsicherheitswache – das Thema Sicherheit spielt bei Veranstaltungen eine zentrale Rolle und rückt vor allem durch außergewöhnliche Unglücke in die öffentliche Aufmerksamkeit. Dabei zeigt der Alltag: Veranstaltungssicherheit beginnt lange bevor die Besucher kommen. Allein das Thema Arbeitssicherheit umfasst einen randvollen Aufgabenkatalog und der Übergang zur Besuchersicherheit ist fließend.

Heute eine Show mit Bühne und Tribünen, ab morgen Aufbau für eine Publikumsmesse und dann schneller Umbau für ein Sportevent mit Parcours – die Betreiber von Event- und Messehallen streben im Sinne der Rentabilität eine hohe Auslastung ihrer Locations an. Je voller der Terminkalender, desto kürzer die Zeiträume für Ab-, Um- und Aufbau. Zwangsläufig laufen dann viele Arbeiten parallel und unterschiedliche Gewerke sind vom Boden bis unters Hallendach zeitgleich im Einsatz. „Für die Arbeitssicherheit entstehen daraus neue Anforderungen“, sagt Jörg Wagner, Meister für Veranstaltungstechnik und Fachmeister für Veranstaltungssicherheit.

„Wenn für einen Umbau viel Zeit ist, bekommt jedes Gewerk vor Ort seine separate Einsatzzeit. Soll die Location aber für ein dicht getaktetes Veranstaltungsgeschäft funktionieren, muss ein Weg für einen zügigen und trotzdem sicheren Umbau gefunden werden.“ Wie also können mehrere Gewerke parallel getaktet werden, ohne dass einzelne Akteure Sicherheitsrisiken eingehen? Wie kann sichergestellt werden, dass der Elektriker am Boden unter Einhaltung aller notwendigen Sicherheitsvorkehrungen arbeitet, während in der Halle gleichzeitig Traversen gehangen werden? Denn wie für jeden Gast gilt auch während der Arbeiten rund um eine Veranstaltung das höchste Schutzziel und das ist, Leib und Leben zu schützen.

Schnell ist man bei der Position des Gewerkekoordinators, gesetzlich vorgeschrieben in der Versammlungsstättenverordnung. „Es geht um die Gesamtkoordination aller beteiligten Bereiche und das fachlich fundierte Erstellen von Arbeits- und Ablaufplänen, von Logistikplänen und mehr. Diese Aufgabe muss bei einer einzelnen Person liegen, die damit den Überblick behält und die Verantwortung trägt“, erklärt Jörg Wagner. Damit umfasst die Gewerkekoordination auch die Verantwortung für die Arbeitssicherheit – sei es die Einhaltung von Arbeitszeitgesetz und Absturzschutz, das Tragen der persönlichen Schutzausrüstung oder Auflagen der Elektrosicherheit. Aus der Koordination ergibt sich zugleich die Kontrollplicht – wer hat im Blick, ob sich jeder an die Vorgaben hält und setzt sie durch? Was funktioniert in der Praxis vielleicht gar nicht und muss neu gedacht werden?

Sicherheit heißt Sichtbarkeit. Gut erkennbare Arbeitskleidung wie Sicherheitswesten sind das eine, eine klare Verständigung das andere. In Form von Piktogrammen
funktionieren Warnhinweise für jede Sprache, für Besucher genauso wie für Mitarbeiter.

Mit Beginn der Veranstaltung rückt das Thema Besuchersicherheit in den Mittelpunkt, womit das Thema Arbeitsschutz aber längst nicht endet. So muss die jeweilige Gefährdungsbeurteilung stets Aussagen zur Situation für Gäste und je nach Event für Künstler enthalten, aber auch für alle Mitwirkenden wie etwa das technische und Servicepersonal. „Für jeden dieser Bereiche werden Gefährdungspotenziale beschrieben und die jeweiligen Schutzziele abgeleitet. Üblich ist eine Einfehler Sicherheit, was bedeutet, dass ein Fehler prinzipiell auftreten kann, daraus aber eine Vorsichtsmaßnahme abgeleitet wird“, erklärt Jörg Wagner.

Mögliche Szenarien gibt es viele und was denkbar ist, wird für Veranstaltungen mit mehr als 5.000 Besuchern oder Versammlungsstätten mit mehr als 5.000 Plätzen in einem Sicherheitskonzept formuliert. Darin definieren Betreiber oder Veranstalter zu entwickelten Szenarien erwartbare Folgen und notwendige Maßnahmen. Eins dieser Szenarien ist immer das Wetter – sei es Schnee, der eine Räumung von Wegen erforderlich macht oder – gerade im Sommer 2018 nicht zu unterschätzen – Hitze, durch die sich einerseits Veranstaltungsstätten übermäßig aufheizen und andererseits die Bereitstellung von ausreichend Trinkwasser erforderlich wird. Auf der Liste der Szenarien stehen auch mögliche Gefährdungen wie Bombendrohungen, Terrorwarnungen oder der Fund unbeaufsichtigter Gepäckstücke. Auch wenn es bei diesen Szenarien in erster Linie um die Besuchersicherheit geht und wie diese bestmöglich gewährleistet werden kann, gilt es immer auch die Personen zu berücksichtigen, die währenddessen im Einsatz sind.

Wenn es um Sicherheit geht, geht es also immer auch um Verantwortung – wer hat die notwendige Qualifikation und kann die Situation beurteilen? Wer entscheidet im Fall des Falles, was zu tun ist und von wem? Wer informiert wen und auf welchem Weg? Was genau passiert bei Unfällen mit Personenschaden, bei einem Brand oder einer technischen Störung? Daraus ergibt sich die Aufgabe, alle Beteiligten einzuweisen, so dass jede Position auch weiß, was er oder sie in welchem Fall zu tun hat. Übungen für den Notfall gehören für jeden Betreiber zum Standard. „Mit all diesen Anforderungen haben Veranstalter jede Menge Hausaufgaben zu erledigen, noch ehe es um die Besuchersicherheit und unvorhersehbare Vorfälle während der einzelnen Veranstaltung geht. In den Bereichen, die für das Publikum nicht so offensichtlich sind, gibt es noch sehr viel Potenzial für eine Verbesserung der Sicherheit.“

Bildnachweise
irontrybex_Fotolia, SHOW concept, Lutz Zimmermann